Therapie
In sehr frühen Stadien ist eine komplette Heilung der Erkrankung durch die Abtragung des Tumors im Rahmen einer Darmspiegelung möglich. Meistens ist jedoch eine Operation notwendig. Diese wird nach den neuesten Empfehlungen durchgeführt. In Fällen von lokal fortgeschrittenem Mastdarmkrebs kann durch eine Vorbehandlung (meist Kombination aus milder Chemotherapie und Bestrahlung) und moderne Operationstechniken der Schließmuskel meist erhalten werden und ein dauerhafter künstlicher Darmausgang vermieden werden.
Auch Leber- und Lungenmetastasen können oft operativ entfernt oder mittels Radiofrequenzablation (thermische Zerstörung der Tumorzellen) behandelt werden. Wenn eine Chemotherapie notwendig ist, wird diese entweder in der II. Medizinischen Klinik (Hämatologie und Onkologie), oder in der III. Medizinischen Klinik (Gastroenterologie) am Universitätsklinikum Augsburg durchgeführt. In der Strahlenklinik am Klinikum können bei Bedarf Bestrahlungen durchgeführt werden.
Die Behandlung von Darmkrebs hängt entscheidend vom Stadium und der Lokalisation des Tumors ab sowie vom Allgemeinzustand des Patienten. Die Therapie muss deshalb für jeden einzelnen Patienten individuell entschieden werden. Grundsätzlich stehen dabei drei Therapieoptionen zur Verfügung:
- Operation
- Medikamentöse Therapie
- Strahlentherapie
Operation
Wird Darmkrebs diagnostiziert, ist die Operation meist der erste Behandlungsschritt. Dabei werden der betroffene Darmabschnitt und die umliegenden Lymphknoten komplett entfernt. Dazu wird in der Regel ein Teilstück des Darms entfernt. Da der Darm sehr lang ist, bedeutet dieser Verlust in den meisten Fällen keine langfristige Einschränkung der Verdauungsfunktion und Lebensqualität. Nur in frühen Stadien der Erkrankung lässt sich die Krankheit heilen, ohne dass eine anschließende Chemotherapie durchgeführt wird. Wird der Darmkrebs diagnostiziert, wenn bereits Lymphknotenmetastasen in Nachbarschaft zum Primärtumor aufgetreten sind, muss eine Chemotherapie durchgeführt werden. In sehr fortgeschrittenen Stadien wird in Abhängigkeit vom Einzelfall auch auf eine Operation verzichtet. Bei der Operation von Enddarmkrebs wird unter Umständen bei der Operation ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter, Stoma) angelegt, um den Darm zu entlasten und den Heilungsprozess zu unterstützen. Meist wird er nach einigen Wochen oder Monaten wieder zurückverlegt. Nur 10 bis 15 % der Darmkrebspatienten müssen dauerhaft mit einem Stoma leben. Bei ihnen liegt der Krebs zu nahe am After, so dass der Schließmuskel nicht erhalten werden kann.
Viele Operationen bei Darmkrebspatienten können heutzutage in sog. "Schlüssellochtechnik" operiert werden. Dabei kann in der Regel auf einen großen Bauchschnitt verzichtet werden. Insbesondere Operationen am Mastdarm und am absteigenden Teil des Dickdarmes werden am Universitätsklinikum Augsburg fast ausschließlich in dieser Technik durchgeführt.
Medikamentöse Therapie
Zytostatika hemmen Wachstum und Ausbreitung von Tumorzellen oder töten sie ab. Für die Behandlung von Darmkrebs stehen mehrere Zytostatika zur Verfügung, die allein, häufig aber auch in Kombination verwendet werden, um eine bessere Wirksamkeit zu erzielen. Sie unterscheiden sich unter anderem in der Anwendungsform: Oxaliplatin und Irinotecan werden als Infusion über zwei bis vier Stunden verabreicht. 5-Fluorouracil (5-FU) wird in Kombination mit Folinsäure verwendet und wird als Dauerinfusion gegeben. Capecitabine ist eine Weiterentwicklung von 5-FU und kann in Tablettenform gegeben werden. Zusätzlich ist eine zielgerichtete Therapie mit verschiedenen Antikörpern möglich. Cetuximab und Panitumumab richten sich speziell gegen einen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR: epidermal growth factor receptor) auf Darmkrebszellen und behindern dadurch das Wachstum dieser Zellen. Bevacizumab ist ein Angiogenesehemmer, der den Tumor von der Blutversorgung abschneidet.
Nebenwirkungen
Eine Chemotherapie ist in der Regel mit Nebenwirkungen verbunden. Sie geht manchmal mit Übelkeit und Erbrechen einher.Teilweiser Haarausfall, Nagelschäden, Schleimhautentzündungen und Blutbildveränderungen treten auf, weil sich die Zytostatika nicht nur gegen Tumorzellen, sondern gegen alle schnell wachsenden körpereigenen Zellen richten. Dazu gehören auch die blutbildenden Zellen im Knochenmark, Haarwurzelzellen und Schleimhautzellen. Außerdem fühlen sich viele Krebspatienten während der Chemotherapie besonders müde und erschöpft. Die meisten Nebenwirkungen lassen sich gut in den Griff bekommen. In schweren Fällen wird die Dosis der Chemotherapie gesenkt oder andere Medikamente werden eingesetzt.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie (Radiotherapie) kommt beim Mastdarmkrebs in Nähe des Schließmuskels zum Einsatz und kann den Heilungserfolg bei Enddarmkrebs unterstützen und die Überlebenszeit verlängern. Denn Enddarmkrebs bildet erneute Tumoren vor allem vor Ort, sogenannte Lokalrezidive. Im Gegensatz zur Chemotherapie handelt es sich bei der Strahlentherapie um eine lokale Therapie: Sie wirkt nur dort, wo bestrahlt wird. Die Strahlentherapie kann Tumorgewebe zielgenau zerstören. Meist wird die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert. Diese „Radiochemotherapie" kann neoadjuvant oder adjuvant durchgeführt werden, sprich vor oder nach dem operativen Eingriff. Vor allem bei großen Enddarmtumoren wird die neoadjuvante Radiochemotherapie bevorzugt eingesetzt. Die Operation kann dann ca. vier bis sechs Wochen nach Ende der Strahlentherapie durchgeführt werden, wenn sich das gesunde Gewebe erholt hat. Die Bestrahlung wird nach einem genau festgelegten Behandlungsplan durchgeführt. Sie findet täglich ambulant über fünf bis sechs Wochen statt. Jede Bestrahlung dauert etwa zehn Minuten, so dass die Therapie problemlos in den persönlichen Tagesablauf eingebunden und damit auch ambulant durchgeführt werden kann.
Künstlicher Darmausgang
Bei bis zu 15 Prozent der Patienten mit Enddarmkrebs kann der Schließmuskel nicht erhalten werden. Sie müssen dauerhaft mit einem künstlichen Darmausgang leben. Der Darm wird dabei über eine Öffnung in der Bauchdecke ausgeleitet, der Darminhalt von einem Plastikbeutel aufgefangen. Dieser Darmausgang wird auch als Stoma bezeichnet. Der Umgang mit einem Stoma wird Ihnen in intensiven Schulungen genau gezeigt. Dazu gibt es bei uns ausgebildete Stomatherapeuten. Diese informieren Sie über die Anpassung der Ernährung, das richtige Wechseln der Stomabeutel und über Möglichkeiten, wie Sie die Stuhlentleerung beeinflussen können. Erfahrungsgemäß ist selbst nach Anlage eines dauerhaften künstlichen Ausgangs ein aktives Leben mit guter Lebensqualität möglich.