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Innovative Kamera für Herz-Patienten

Universitätsklinikum Augsburg | Universitätsmedizin Augsburg » Nuklearmedizin

 

Untersuchungen dauern mit neuer Herzkamera nicht nur wesentlich kürzer. Patienten sitzen, weshalb das beklemmende Gefühl im Vergleich zu früheren Geräten entfällt. Zudem können Ärzte wesentlich weitreichendere Schlüsse aus den besseren Bildern ziehen und gar das künftiges Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung abschätzen.

Woran sich Günther L. (Name von der Redaktion geändert) vor allem erinnert, wenn er ein paar Wochen zurückdenkt, ist diese abnehmende Leistungsfähigkeit. Der 65-Jährige nutzte die eine Lücke im Lockdown, als die Tennisplätze kurz öffnen durften, um seinem Lieblingssport nachzugehen. Zunächst hatte er die Luftnot mit der langen Spielpause assoziiert, insbesondere deswegen, da in Ruhe alles in Ordnung war und er auch sonst keine großen Auffälligkeiten verspürte. Allerdings machte ihm der Leistungsknick allmählich doch Sorge, so dass er der Ursache weiter auf den Grund gehen wollte. Ergebnis: Nicht Spiel, Satz und Sieg, sondern zwei neue Stents in den Herzkranzgefäßen.

Maßgeblich zur Lösung beigetragen hat eine neue Herzkamera in der Klinik für Nuklearmedizin, mithilfe derer die Schwere der Herzerkrankung, beispielsweise einer Durchblutungsstörung, festgestellt und im Weiteren die beste Nachfolgetherapie für den Patienten ermittelt wird. „Gibt es in unserer Untersuchung keinen weiteren Hinweis auf eine relevante Durchblutungsstörung, ist eine Herzkatheter-Untersuchung oft nicht mehr erforderlich“, erklärt Prof. Dr. Constantin Lapa, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin. Deshalb werden (fast) alle Patienten, die ihm die Kardiologen der I. Medizinischen Klinik schicken, aufs Fahrrad gesetzt. „Die Kamera kommt zweimal zum Einsatz“, erklärt Lapa. „Das erste Mal macht sie ein Bild vom Herzen des Patienten, der kurz zuvor unter Belastung war.“ Nach sportlicher Betätigung oder anderweitigen Anstrengungen sind die Gefäße im Herz weitgestellt. Sichtbar wird die eventuelle Durchblutungsstörung durch ein radioaktives „Kontrastmittel“, das dem Patienten vorher gespritzt wurde. Ein zweites Bild der Herzkamera entsteht in der Ruhephase. „Im Vergleich beider Aufnahmen können wir die Durchblutung und Funktionsweise des Herzens unseres Patienten unter Stress und in Ruhe einschätzen, um für ihn die beste Therapie festzulegen“, so Lapa weiter. Ein weiterer Vorteil: Die Ärzte können mit dieser Methode und der Schärfe der Bilder auch erkennen, wie hoch das Risiko für den Patienten ist, später ein sogenanntes bedeutsames „kardiovaskuläres Ereignis“ zu erleiden; bei einem unauffälligen Szintigraphie-Ergebnis ist das Risiko mit dem der Normalbevölkerung vergleichbar. Bei Patienten mit vorbekannter koronarer Herzerkrankung kann anhand der Untersuchung zudem abgeschätzt werden, ob die Patienten von einem invasiven Eingriff profitieren oder ob eine Optimierung der medikamentösen Therapie von Vorteil ist.

Ein medizinisch-technischer Radiologieassistent (MTRA) zentriert den Kamerakopf auf das Herz des Patienten, um eine optimale Bildqualität zu erhalten.

Während der kurzen Aufnahmezeit, ca. drei bis fünf Minuten, ist der Patient vom Steuerungsplatz der Kamera zu jeder Zeit zu sehen und zu hören. | Im Bild: rechts: Direktor der Nuklearmedizin Prof. Dr. Constantin Lapa und links: Oberarzt Dr. Christian Pfob.

Direkt nach der Untersuchung sieht sich Direktor Prof. Dr. Constantin Lapa die Bilder an. In der oberen Zeile ist die Durchblutung des Herzen unter Belastungs- und in der unteren Zeile unter Ruhebedingungen zu sehen.

Für Günther L. waren die „Foto-Termine“ mit der Herzkamera kein Problem. Bequem in einer Art Zahnarztstuhl sitzend, dauert das Verfahren gerade mal drei bis fünf Minuten. Das war allerdings nicht immer so. „Mit der alten Gamma-Kamera hatten viele unserer Patienten Probleme“, erklärt Lapa. „Wenn man eine Herzerkrankung hat, ist man ja ohnehin schon etwas erregt, da man das Ergebnis der Untersuchung und das Ausmaß der Erkrankung noch nicht kennt.“ Der Patient habe die Untersuchung im Liegen über sich ergehen lassen müssen, um ihn herum war es eng. Für viele ein beklemmendes Gefühl. Zudem habe jede Untersuchung zwischen 25 und 30 Minuten gedauert, wie man das von anderen Untersuchungsmethoden wie z.B. dem MRT kenne. „Das ist zum Glück Vergangenheit“, sagt Lapa. Nicht nur sei die Untersuchung selbst deutlich komfortabler und zeitlich verkürzt. „Auch die Bildqualität ist durch die hervorragende Auflösung – trotz der im Vergleich zum alten Verfahren deutlich geringeren Strahlenexposition für den Patienten – viel besser als früher.“

Hinweis:

Dies ist eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Augsburg.
Den Kontakt zur Pressestelle finden Sie hier: Presse.