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Gefäßchirurgen der Uniklinik behandeln wohnungslose Menschen

Seit einigen Monaten fährt ein zum Behandlungsraum umgebauter Krankenwagen durch Augsburg. Er hält überall da an, wo sich obdachlose Menschen aufhalten. Prof. Dr. Alexander Hyhlik-Dürr und sein Kollege, Dr. Tobias Warm, versorgen deren Wunden und verteilen Wund-Sets. Eine Wund-Kamera kommt bei der anhängenden Studie zum Einsatz. Projekt ist komplett spendenfinanziert.

Von Ines Lehmann | Der Anblick, der sich den Ärztinnen und Ärzten derzeit bietet, lässt sie manchmal regelrecht erschauern: Obdachlose Menschen, vom System ausgespuckt, von der Gesellschaft vergessen. Prof. Dr. Alexander Hyhlik-Dürr und sein Kollege Tobias Warm von der Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie fahren abwechselnd dreimal wöchentlich mit dem umgebauten Krankenwagen der Johanniter mit, wenn diese sich wieder um wohnungslose Menschen in ganz Augsburg kümmern: an Bahnhöfen, vor Männerwohnheimen und Frauenhäusern. Wo genau sie welche antreffen, wollen sie zu deren Schutz nicht sagen.

Oft werden die Frauen und Männer jeden Alters – je nach Jahreszeit – auch mit warmer Kleidung und Wärmflaschen versorgt. Seit Mai wurden die Versorgungsleistungen um einen wertvollen Dienst erweitert: Kostenlos versorgen die Gefäßchirurgen Wunden und Verletzungen wie arterielle Minderdurchblutungen, Erfrierungen, Geschwüre, Entzündungen. „Die Menschen sind wahnsinnig dankbar dafür“, sagt Hyhlik-Dürr, der die Gefäßchirurgie am UKA leitet. „Viele von ihnen haben seit Wochen, manchmal Monaten Schmerzen. Einige sind nicht einmal krankenversichert. Einen Arzt oder eine Ärztin haben die meisten von ihnen ewig nicht mehr konsultiert.“

Eine spezielle Wund-Kamera erkennt Größe und Tiefe der Verletzung

Die Gefäßchirurgen verarzten die Menschen aber nicht nur, sie zeigen ihnen auch, wie sie mithilfe kleiner Wund-Sets ihre Verletzungen und Wunden selbst reinigen und neu verbinden können. Und noch etwas ist sehr besonders an diesem bisher rein durch Spenden finanzierten Projekt: Im Rahmen der vom Dekanat der Universität Augsburg geförderten Studie kommt eine spezielle Wund-Kamera eines Münchner Start-ups zum Einsatz, die neben Größe und Tiefe einer Wunde gleichzeitig den Befall von Keimen und Bakterien erkennt. Begleitend dazu gehen Dr. Marcus Gertzen vom Bezirkskrankenhaus Augsburg und Prof. Dr. Daniel Niebauer von der Technischen Hochschule Augsburg auf suchtmedizinische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen ein und erfassen sie systematisch. 

All diese Daten fließen dann in eine gemeinsame Studie, die die Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf akute und chronische Wunden, psychische Erkrankungen und soziale Faktoren bei Menschen mit Wohnungsnotfällen in Augsburg untersuchen soll. 

„Niemand ist so sehr Hitze, Kälte und allen anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt wie wohnungslose Menschen. Wenn wir schon über Umweltmedizin sprechen, dürfen wir die Schwächsten der Gesellschaft doch nicht vergessen“, betont der 59-jährige Lehrstuhlinhaber Hyhlik-Dürr. Langfristiges Ziel sei es zum einen, die Ergebnisse der Studie auszuwerten und entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen. „Zum anderen wollen wir aber natürlich die Situation der Menschen verstehen und sie im besten Fall verbessern“, ergänzt Dr. Warm.  

Unterstützen Sie das Projekt der Gefäßchirurgie mit Ihrer Spende

Projekt und Studie werden neben zahlreichen Sachspenden der Industrie durch eine Forschungsförderung der Universität Augsburg in Höhe von 120.000 Euro in den nächsten zwei Jahren finanziert. Größter Kostenfresser ist gleichzeitig einer der wichtigsten Bestandteile des Projekts: das mobile Behandlungszimmer vor Ort. Wenn Sie das Projekt und die Versorgung wohnungsloser Menschen in Augsburg unterstützen wollen, können Sie das gern tun. Jeder Betrag hilft, und jeder Cent fließt ohne Abzüge direkt in das Projekt:

Kontoinhaber: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
IBAN: DE67 3702 0500 0004 3033 01
Verwendungszweck: Johanniter-Hilfsmobil Augsburg
 

BU: Die Gefäßchirurgie des UKA und die Johanniter arbeiten zusammen, um wohnungslosen Menschen zu helfen. Von links: Dr. Tobias Warm, Prof. Dr. Alexander Hyhlik-Dürr (beide UKA), Marc Kannengießer (Johanniter). © Universitätsklinikum Augsburg