BZKF » Hohe Studienteilnahme: Patienten-Arzt-Kommunikation im Rahmen der Brustkrebsdiagnose und -behandlung erfragt

Prof. Dr. Nina Ditsch, Leiterin des Brustkrebszentrums am Universitätsklinikum Augsburg, leitet die die WAVES-Studie im Rahmen des Verbundes des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF).

Jedes Jahr zum Weltgesundheitstag am 7. April soll ein vorrangiges Gesundheitsproblem in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt werden. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau und tritt – wenn auch deutlich seltener – ebenso bei Männern auf. Gerade in den letzten 2-3 Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten bei einer Brustkrebserkrankung rasant weiterentwickelt. Aus diesem Grund stellt das Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) zum diesjährigen Aktionstag die WAVES-Studie vor. Die Studie wurde erstmalig gemeinsam mit Patientenorganisationen entworfen und untersucht seit März 2022 die aktuellen Versorgungsstrukturen von Brustkrebspatientinnen und -patienten. Ziel der Studie ist ein wechselseitiger Patienten-Arzt-Austausch mit der gemeinsamen Erarbeitung neuer patientenorientierter Strukturen. Seit Beginn der Studie wurden 1.300 Patientinnen und Patienten rekrutiert, was die Erwartungen der Studienleitung des BZKF weit übertroffen hat. Erste Ergebnisse werden auf dem diesjährigen Kongress Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde e.V. vorgestellt.

Die Arzneimittelentwicklung macht große Fortschritte - noch nie gab es in so kurzer Zeit so viele Zulassungen neuer Medikamente, welche die Heilungschancen bei Brustkrebs maßgeblich verbessert haben. Die Entwicklung neuer erfolgreicher Therapieoptionen setzt nicht nur die genaue Kenntnis der Wirkung voraus, sondern fordert auch die intensive Beschäftigung mit einem sich verändernden Nebenwirkungsspektrum. Beides erfordert eine klare Aufklärung von Patientinnen und Patienten durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte am besten durch die intensive Kommunikation, präzise Information, den aktiven gegenseitigen Austausch und eine individuelle Begleitung von Patientinnen und Patienten. Prof. Matthias W. Beckmann, Klinikdirektor der Frauenklinik am Uniklinikum Erlangen und Leiter der Studiengruppe Mammakarzinom des BZKF, erklärt: „Im Mittelpunkt der Studie, die vom BZKF-Standort Augsburg geleitet wird, stehen die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten. Dabei liegt der Fokus auf Kommunikation, aber auch auf Themen wie Komplikation und Nebenwirkungen, die in einem Fragebogen erfasst werden. Um die aktuelle Versorgungsstruktur aus Sicht der Brustkrebserkrankten zu untersuchen und Patientenwünsche herauszuarbeiten, zu präzisieren und daraus klinische Konsequenzen für die Versorgung zu entwickeln, werden ab sofort auch Ärztinnen und Ärzte zur Kommunikation mit Brustkrebserkrankten befragt. Der Zusammenschluss der sechs bayerischen Uniklinika im BZKF ermöglicht es, neben wissenschaftlichen auch Versorgungsprojekte gemeinsam voranzubringen. Gerade während der Corona-Pandemie zeigte sich, wie wichtig es ist, eine adäquate Versorgung der individuell erkrankten Person zu gewährleisten und aufrechtzuerhalten. Das Streben nach einer guten Kommunikation und optimierten Versorgung bei der Erkrankung Brustkrebs muss im Fokus stehen. Dies erfordert einen strukturierten Auf- bzw. Ausbau eines Kommunikationsmodells, welches sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzten gerecht wird.“

 

Prof. Nina Ditsch, Leitung des Brustzentrums am Universitätsklinikum Augsburg und Studienleitung der WAVES-Studie betont: „Die aktive Einbindung von Patientenvertreterinnen und -vertretern verschiedener Patientenorganisationen ist uns bereits mit der Erstellung des Studienkonzepts gelungen. In enger Kooperation mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen aus Gynäkologie, Onkologie, Radiologie, Psychologie und Psychiatrie wie auch den Vertreterinnen und Vertretern aus dem Pflegebereich haben wir eine erfolgreiche Studie initiiert. Die regionalen und national vertretenen Patientenorganisationen Brustkrebs Deutschland e.V., mamazone e.V., MammaMIA – Das Krebsmagazin, das BRCA Netzwerk e.V., th!nk pink club e.V. und das Netzwerk Männer mit Brustkrebs e.V. sind maßgeblich beteiligt. Es ist uns gelungen, patientennah die Basis für weitere Studienkonzepte zu bilden und Patientinnen und Patienten informell und sprachlich adäquat zu erreichen. Durch die Befragung haben wir wertvolle Kenntnisse über die bestehenden Strukturen der Patientenversorgung und der individuellen Einschätzung zu den unterschiedlichen Themenbereichen rund um die Diagnose Brustkrebs in der frühen und in der metastasierten Situation erhalten. Langfristiges Ziel ist, die Erarbeitung eines verbesserten patientenzentrierten und auch dem Zeitmanagement von Ärzten gerecht werdenden, Versorgungskonzepts bei Brustkrebs.“

Frau Biggi Welter, Mitglied im Vorstand von mamazone e.V. und Patientenvertreterin, ergänzt: „Wir haben uns über die Möglichkeit, der erstmals aktiven Mitgestaltung einer Studie für und demnach auch von Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs sehr gefreut. Wir möchten bei den Studien zusätzlich diejenigen Fragen stellen, die uns persönlich bewegen und nicht nur von wissenschaftlichem Interesse sind. Dadurch leisten wir einen aktiven Beitrag, die Forschung weiter voranzubringen.“

Frau Barbara Mittendorfer, Künstlerin: „Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock für Betroffene und deren Angehörigen. Danach gerät der Alltag durcheinander und ein Auf und Ab zwischen Hoffen und Bangen stellt sich ein. In dieser aufwühlenden Zeit ist es wichtig, dass sich Ärzte und Patienten mit Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen begegnen. Mit der Visualisierung vor allem der sich greifenden Hände am Höhepunkt der Welle, will ich auf die notwendigen Veränderungen, wie auch das Hand in Hand von Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten während der Behandlung von Brustkrebs aufmerksam machen. Die Studie soll Wellen schlagen und auf dem Höhepunkt die Hände für die Umsetzung der gemeinsamen Erkenntnisse reichen. WAVES steht für: Wechselseitiger Patienten-Arzt-Austausch in der Versorgung bei Brustkrebs mit dem Ziel der gemeinsamen Erarbeitung neuer Patientenorientierter Strukturen.“

Bayerisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF)

Mit der Gründung des Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) im November 2019 wird das große Ziel verfolgt, allen Bürgerinnen und Bürgern in Bayern, ganz unabhängig von ihrem Wohnort, Zugang zu bestmöglichen, neusten und innovativen Therapien zu ermöglichen. Mit dem Zusammenschluss der sechs bayerischen Universitätsklinika in Augsburg, Erlangen, den zwei Standorten in München, Regensburg und Würzburg wird nicht nur die Krebsforschung gefördert, sondern auch Kompetenzen und Wissen zu den Themen Früherkennung, Therapie und Nachsorge von Tumorerkrankungen gebündelt und zugleich Betroffenen eine flächendeckende und interdisziplinäre Versorgung angeboten. „Wir möchten uns als starkes Konsortium etablieren, das national wie international in der Krebsbekämpfung eine entscheidende Rolle spielt“, so Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor des BZKF. Neben der Entwicklung neuer Therapieverfahren gegen Krebs möchte das BZKF auch als Anlaufstelle für alle Bürgerinnen und Bürger dienen. Das BürgerTelefonKrebs bietet unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 85 100 80 eine unkomplizierte Möglichkeit, sich individuell zu allen Fragen bezüglich einer Krebserkrankung beraten zu lassen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.bzkf.de

 

Ein Aktionstag zum Thema Brustkrebs findet am 16. September 2023 auf dem Rathausplatz in Augsburg statt. Patientinnen, Patienten und Interessierte sind herzlich eingeladen!

Kontakt

Prof. Dr. med. Nina Ditsch
Universitätsklinikum Augsburg Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Studienzentrum WAVES
E-Mail: waves@uk-augsburg.de