Bundeswehr unterstützt das Universitätsklinikum während der Pandemie

Die Krankenhäuser geraten während der Pandemie immer mehr an ihre Belastungsgrenze. Zunehmend erkranken auch Mitarbeiter oder stehen als Kontaktpersonen 1. Grades nicht mehr für die Patientenversorgung zur Verfügung. Deshalb unterstützten im Dezember und Januar 24 Bundeswehrsoldaten das Universitätsklinikum (UKA) in der Pflege und der Medizinischen Informationstechnik (mit). Über ihre Eindrücke und Erfahrungen »an der Front« sprach die Redaktion mit OSG (Oberstabsgefreiter) Markus Vilcu, 24 Jahre, und Hauptfeldwebel Patrik Scheibe, 30 Jahre.

Was ist Ihre eigentliche Aufgabe bei der Bundeswehr? Welchen Beruf haben Sie dort gelernt?

Markus Vilcu: Ich bin in Neuburg a.d. Donau im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 als Kraftfahrer eingesetzt und dort hauptsächlich für den Personentransport zuständig. Ich habe bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert, war davor Heeressoldat und bin dann zur Luftwaffe gewechselt.

Patrik Scheibe: Nach meinem Fachabitur 2010 ging ich zur Bundeswehr und bin heute gelernter Fluggerätemechaniker mit Schwerpunkt Instandhaltungstechnik und Industriemeister für Luftfahrttechnik. Auch ich bin im Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg a.d. Donau stationiert und mit verantwortlich dafür, dass unter anderem zwei Eurofighter 365 Tage im Jahr für den Schutz des Luftraums über Deutschland startbereit sind.

Sind Sie zum Einsatz am UKA abkommandiert worden oder waren Sie freiwillig hier?

Markus Vilcu: Ich bekam den Befehl: Ab morgen sind Sie im Einsatz am Universitätsklinikum Augsburg! Das war sehr spontan, aber ich hätte es auch freiwillig gemacht.

Patrik Scheibe: Ich habe mich sofort freiwillig gemeldet. Die Benachrichtigung für diese Amtshilfe kam sehr kurzfristig und ich habe mich umgehend um einen Einsatz bemüht.

Wie war der Empfang am UKA?

Markus Vilcu: Wir wurden mit offenen Armen empfangen und bekamen sehr viel Informationen, die uns den Einstieg erleichtert haben. Es war prima.

Patrik Scheibe: Ich habe von den Kollegen hier im Haus nur positives Feedback bekommen. Gerade auf der Infektiologie wächst man an seinen Aufgaben. Ich wurde nie alleine gelassen und hatte eine umfangreiche Einführung in Hygiene, Arbeitssicherheit, Datenschutz und in die verschiedenen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder HIV. So konnte ich das Pflegepersonal gut unterstützen und half beispielsweise bei der Essensausgabe, beim Waschen oder nahm mir immer mal wieder Zeit für ein persönliches Gespräch mit den Patienten.

Wie wurden Sie während Ihrer Zeit im UKA betreut?

Markus Vilcu: Ein Ansprechpartner von der Bundeswehr vor Ort und jemand aus der Klinik waren jederzeit für uns greifbar, sofern es Fragen oder Abstimmungsbedarf gab. Auch waren wir untereinander per WhatsApp gut vernetzt. So lief der Austausch problemlos. Es war wie ein Selbstläufer, jeder wusste genau, was er zu tun hatte.

Patrik Scheibe: Ich hatte zu Beginn einige Bedenken, da ich nicht so genau wusste was mich erwartet. Doch wir hatten eine gute Infrastruktur an Gesprächspartnern, so waren wir mit unseren Fragen nie allein.

 

Was war Ihre Motivation am UKA während der Krise auszuhelfen?

Markus Vilcu: Wir Soldaten werden während einer landesweiten Krise in ganz Deutschland zur Amtshilfe eingesetzt. Da sist unsere Aufgabe als Staatsbürger in Uniform. Für das Krankenhauspersonal war und ist die Coronapandemie eine enorme Belastung. Deshalb helfen wir in diesen Krisensituationen, das ist enorm wichtig – egal wo und wie wir zum Einsatz kommen.

Patrik Scheibe: Ich wohne in Augsburg und wollte irgendwie helfen, diese Stadt wieder gesund zu machen. Ich hatte schon immer eine riesen Respekt vor all den Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten und so ergriff ich die Gelegenheit, hier zu unterstützen.

Wo und in welchen Bereichen wurden Sie eingesetzt?

Markus Vilcu: Ich war zu Beginn auf Station, aber nach zwei Tagen habe ich in den Bereich der Medizinischen Informationstechnik gewechselt. Die Arbeit auf Station ging mir extrem unter die Haut und ich habe enormen Respekt vor den Ärzten und dem Pflegpersonal, die dort jeden Tag ihr Bestes geben. In der mit unterstütze ich mit zwei weiteren Kameraden bei der Ausstattung der Hardware in allen Kliniken, Instituten, Zentren und der Verwaltung.

Patrik Scheibe: Uns wurden die Einsatzmöglichkeiten wie Arbeitszeiten und Tätigkeitsfelder ausführlich erklärt und ich hatte für meinen Einsatzort am UKA ein Mitspracherecht. Ich wollte unbedingt auf Station, auch wenn man sich so seine Gedanken darüber macht, was einen erwartet, wie man mit der Arbeit in der Pflege zurechtkommt – körperlich, aber auch psychisch. Doch die Ungewissheit wurde mir sehr schnell genommen, ich war Teil des Teams und man wächst enorm mit seiner Aufgabe. Ich war beeindruckt von dem unermüdlichen Engagement und der Expertise des Pflegepersonals.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Kollegen des UKA?

Markus Vilcu: Hier im Krankenhaus haben wir ein sehr gutes Feedback bekommen, die Kollegen waren froh, dass wir da sind, um sie zu unterstützen.

Patrik Scheibe: Die Kollegen waren sehr verständnisvoll für unseren Background, den wir haben. Wir kommen ja überhaupt nicht aus der Pflege, sondern schrauben an Maschinen. Das ist so ein ganz anderer Bereich: Doch wir wurden schnell integriert und Schritt für Schritt eingearbeitet. Die Kollegen kommunizieren sehr viel untereinander, stimmen sich ab, tauschen Informationen aus. Bei vielen Abläufen war ich dabei und Teil des Teams – ich wurde intensiv in mein Aufgabenfeld eingeführt und mit meinen Fragen ernstgenommen.

Was nahmen Sie ganz persönlich aus diesem Einsatz mit? Was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Markus Vilcu: Wir von der Bundeswehr würden sagen: die Kameradschaft. In dieser außergewöhnlichen Zeit der Pandemie unterstützt jeder jeden, gegenseitiger Respekt und Achtung sind groß. Alle Berufsgruppen sind auf Augenhöhe und es gibt einen starken Zusammenhalt. Das hat mich sehr beeindruckt.

Patrik Scheibe: Meine Achtung vor jeder Pflegekraft, vor jedem Arzt ist immens gestiegen, auch die Dankbarkeit dafür, dass ich gesund bin. Wenn ich mal selber Hilfe benötige, würde ich mir wünschen, dass ich so gut versorgt werde wie die Patienten hier auf Station. Und wenn die Pflegekraft nicht sofort kommt, wenn der Patient klingelt, dann gibt es dafür immer einen triftigen Grund.

Hinweis

Dieser Artikel erschien zu erst in der Ausgabe 1/2021 des Gesundheitsmagazins "GESUNDHEIT ganz groß". Die gesamte Ausgabe finden Sie als PDF-Datei zum nachlesen hier: Ausgabe 1/2021.