Keine andere Klinik in Deutschland, Österreich und der Schweiz versorgt so viele Schwerstverletzte wie die Uniklinik Augsburg
396 schwer- und schwerstverletzte Patientinnen und Patienten versorgte die Unfallchirurgische Klinik am UKA in 2024 und landete damit auf Platz 1 eines Rankings schwerer Schicksale: dem jährlichen Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Es dokumentiert Behandlungsverläufe und Mortalitätsraten – ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung.
Von Ines Lehmann | Eigentlich waren es nicht 396, sondern sogar 457 Menschen mit schweren, lebensbedrohlichen Verletzungen, die an der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Plastische und Handchirurgie (UCH) am UKA im Jahr 2024 versorgt und behandelt wurden. Aber das TraumaRegister DGU® 2025 wertet für den Berichtszeitraum 2024 „nur“ die 396 schwer- und schwerstverletzten Patientinnen und Patienten, die an der Augsburger UCH primär versorgt wurden. 61 der Unfallopfer wurden zunächst an anderen, möglicherweise kleineren Kliniken erstversorgt und dann ans UKA verlegt. Insgesamt gingen die Angaben von 684 Kliniken in die Wertung des TraumaRegisters DGU® 2025 ein, darunter alle Uniklinika in Deutschland sowie weitere Krankenhäuser und Spitäler aus Österreich und der Schweiz.
Klinikdirektor Prof. Dr. med. Edgar Mayr: „Jedem von uns geht das nahe“
Prof. Dr. med. Edgar Mayr kennt jeden dieser sehr besonderen Patienten persönlich, vielleicht nicht den Menschen, aber dessen Akte: „Bei allen diesen Menschen – Kinder, Frauen, Männer – handelt es sich um Patientinnen und Patienten, bei denen das Notfallbild eines Polytraumas erfüllt ist, also eine während eines akuten Ereignisses entstandene Verletzung mehrerer Körperregionen oder Organsysteme, von denen mindestens eine lebensbedrohlich ist. Auch, wenn wir das Leben der meisten retten konnten, auf sie alle kommt nach dem Unfall eine schwere Zeit zu – jeder und jedem in unserer Klinik geht das nahe.“
Die allermeisten schweren Unfallopfer kommen mit dem Rettungshubschrauber Christoph 40 ans UKA. Von der Landeplattform geht es mit dem Fahrstuhl direkt in den sogenannten Schockraum der Zentralen Notaufnahme. Hier wartet bereits ein durch den Notarzt vorab informiertes, interdisziplinäres Team aus Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften aus Unfallchirurgie, Anästhesie, Radiologie, Gefäß-, Neuro- und Viszeralchirurgie auf die Patientin, den Patienten. Je nach Art und Schwere der Verletzungen geht es weiter in den OP oder auf die Intensivstation. Nicht selten muss das Unfallopfer intubiert, das heißt, ins Künstliche Koma versetzt werden. Der Organismus braucht jetzt erst einmal Ruhe.
„Bei der Erstversorgung Schwerstverletzter geht es nicht darum, sofort alles zu reparieren. Das kann zu viel sein für den Patienten oder die Patientin und zu einem multiplen Organversagen führen“, erklärt Mayr. „Deshalb versorgen wir heute nur die akut lebensbedrohlichen Verletzungen, damit die Patientin, der Patient auf der Intensivstation, häufig intubiert beatmet, erst einmal zur Ruhe kommen kann.“ Die Oberschenkelfraktur zum Beispiel werde dann nur fixiert und später gerichtet. „Heute nageln wir den Knochen frühestens nach sechs Tagen, um eine Schädigung der ohnehin gestressten Lunge zu vermeiden“, sagt Mayr. Das System DCS (Damage control surgery) diene dazu, den Patienten am Leben zu halten und später die Anatomie zu korrigieren.
Sturz aus mehr als drei Meter Höhe häufigste Ursache für Polytrauma
Die Zahlen des Trauma-Registers belegen: Die häufigste Ursache für ein Polytrauma in der Region ist ein Sturz aus mehr als drei Metern Höhe. 13 Prozent aller Schwerstverletzten, die im letzten Jahr an der Augsburger Uniklinik deshalb behandelt wurden, verletzten sich auf diese Art und Weise. Dabei wird nicht erfasst, ob der Sturz absichtlich herbeigeführt wurde oder ohne jegliche Absicht geschah. Gefolgt wird diese Zahl von Autounfällen mit dem Pkw mit 23 Prozent. Auch Stürze aus einer geringeren Höhe als drei Meter können ein Polytrauma nach sich ziehen: 19,8 Prozent.
So beeindruckend die Zahlen auch sein mögen, für Mayr sind sie sekundär: „Diese Fakten zeigen die von unseren Kliniken am UKA seit Jahren praktizierten herausragenden interdisziplinären Zusammenarbeit bei der Versorgung von Schwerverletzten, für die ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Kolleginnen und Kollegen bedanken möchte.“ Dass das UKA in der eigentlichen Kernkompetenz der Unfallchirurgie, nämlich der Versorgung von Schwerverletzen im deutschsprachig-europäischen Raum an Position 1 rangiert, sei aber schon auch etwas, „auf das wir durchaus stolz sein dürfen. Schließlich geht es um Menschen in einer sehr schweren Phase ihres Lebens.“