• Aktuelles

Zecken –
 die kleine große Gefahr

Das Robert-Koch-Institut stellt auf seiner Homepage eine virtuelle Karte zur Verfügung. Sie gibt darüber Auskunft, wo das Risiko, nach einem Zeckenstich an FSME, der Frühsommer-Meningoenzephalitis, oder Borreliose zu erkranken, besonders hoch ist. Darauf zeigt sich eines ganz deutlich: Bayern ist ein Hochrisikogebiet. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit überhaupt, von einer Zecke gestochen zu werden. Wie gefährlich ist ein Zeckenbiss? Wie wahrscheinlich das Risiko an Borreliose oder FSME zu erkranken? Und wie kann man sich davor schützen? Wir geben Ihnen einen Überblick über die kleine große Gefahr, die in Wald und Wiese lauert: Zecken.

Zecken sind kleine Spinnentiere, die hauptsächlich vom Blut einiger Säugetierarten leben, aber auch das Blut des Menschen nicht verschmähen. Sie kommen vor allem in der nördlichen Hemisphäre vor und innerhalb Europas besonders in Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz. Pünktlich mit den milden Frühlingstemperaturen erwachen die kleinen Blutsauger aus ihrem Ruhestadium und gehen auf die Suche nach einem passenden Wirt. Ist dieser gefunden und hat sich die Zecke festgebissen, so kann es für uns Menschen gefährlich werden. Denn hin und wieder übertragen die Blutsauger Borreliose-Bakterien oder FSME-Viren. Jährlich infizieren sich rund 100 von 100 000 Personen mit Borreliose. Bei der FSME ist das Ansteckungsrisiko geringer, hier infiziert sich nur einer von 100 000 Personen.

Borreliose:
 Auslöser und Symptome

Die Borreliose ist die am häufigsten übertragene Krankheit durch Zecken.
Ausgelöst wird sie durch Bakterien. Eine Impfung gibt es bisher nicht, die beste Behandlungsmethode besteht in einer Antibiotikatherapie. Erste Anzeichen einer Infektion ist eine Rötung an der Bissstelle. Nach wenigen Tagen verändert sich die Rötung. Sie wandert um den Biss herum und bildet einen Kreis – man spricht auch von einer Wanderröte.
Gelingt es den Bakterien, den menschlichen Körper zu befallen, so kommt es schon bald, manchmal aber auch erst nach Monaten oder Jahren, zu Entzündungen in Gelenken, Muskeln und Nerven. Als Folge können Gesichtsnervenlähmungen, schmerzhafte Nervenentzündungen an Armen und Beinen oder eine Hirnentzündung entstehen. Um die Diagnose einer Neuroborreliose zu sichern, muss das Nervenwasser der Betroffenen untersucht werden, denn nur so kann eine entsprechende Entzündung des Nervensystems nachgewiesen werden. Haben Sie einen Verdacht auf Borreliose, dann konsultieren Sie sofort Ihren Hausarzt oder suchen Sie gegebenenfalls einen Dermatologen oder Neurologen auf. Auch im Universitätsklinikum Augsburg gibt es neurologische Fachärzte, die auf Borreliose und FSME spezialisiert sind. Symptome einer Borreliose können auch auftreten, ohne dass Sie vorher einen Zeckenbiss wahrgenommen haben. Denn 50 Prozent aller Infizierten haben gar nicht bemerkt, dass Sie von einer Zecke gestochen wurden. Es folgt eine Antibiotikatherapie, die unbedingt ausreichend lang durchgeführt werden sollte.

FSME: 
Auslöser und Symptome

Die FSME, Frühsommer-Meningoenzephalitis, ist eine Hirnhautentzündung oder eine Entzündung des Gehirns. Sie ist seltener als die Borreliose – dafür aber weitaus gefährlicher. Ausgelöst wird sie durch Viren. Jedoch besteht die Möglichkeit, dieser Erkrankung durch einen ausreichenden Impfschutz vorzubeugen. Da sich junge wie auch alte Menschen mit der Krankheit infizieren können und oft schwere Krankheitsverläufe zeigen, ist es für alle, die in einem Zecken-Risikogebiet leben, ratsam, sich impfen zu lassen.

Vor allem Waldarbeitern, Kindern und Erwachsenen, die sich häufig im Wald und auf Wiesen aufhalten, wird eine Impfung gegen FSME empfohlen. Denn tritt erst einmal eine Infektion auf, sind die Folgen oft langwierig und häufig auch irreparabel.

Bereits wenige Tage nach einem Zeckenbiss kommt es zu ersten Symptomen. Dazu zählen Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen oder Schwindel, nach kurzer Zeit können weitere neurologische Ausfälle folgen. In seltenen Fällen können Lähmungen, Behinderungen und epileptische Anfälle auftreten. Vereinzelt gehen die Lähmungen von alleine wieder zurück, bei machen Betroffenen bleiben sie auch bestehen.

Eine Behandlung der FSME ist nur symptomatisch und im Krankenhaus möglich. Schwerere Verläufe werden oft intensiv-medizinisch betreut. Einen Schutz vor der gefährlichen Hirnhautentzündung und deren schwerer Krankheitsverlauf bietet nur die Impfung.

WIESEN, GRÄSER UND BÜSCHE MIT EINER HÖHE VON 30 BIS 60 ZENTIMETERN SIND BESONDERS BELIEBT BEI ZECKEN.

Zecken fallen nicht von Bäumen

In der Hochsaison Frühjahr bis Herbst kommt es besonders häufig zu Zeckenbissen, doch auch in milden Wintern können sich die kleinen Spinnentiere an Menschen anheften. Dabei fallen – wie ein weit verbreiteter Irrglaube besagt – die Zecken nicht von Bäumen auf den Menschen hinab, sondern sie befinden sich vor allem am Boden. Wiesen, Gräser und Büsche mit einer Höhe von 30 bis 60 Zentimeter sind besonders beliebt bei den kleinen Spinnentieren. Streifen Sie in Wald und Wiese mit nackten Füßen oder offenen Schuhen durch ein Zecken- versteck, passiert es schnell, dass sich eine Zecke auf Ihrer Haut anheftet. Eine besonders beliebte Körperstelle hat die Zecke nicht, sie verschafft sich überall Zugang zu ihrer Hauptnahrung - dem Blut. Jedoch bevorzugt sie warme, feuchte Orte und Hautfalten wie die Leiste, Achseln, Kniekehlen oder den Schambereich.

 

Nach einem Ausflug
 in die Natur auf Zecken kontrollieren

Den besten Schutz vor einem Zeckenbiss bieten langärmlige Shirts, lange Hosen und festes Schuhwerk. Bekannte Markensprays, die vor Stechmücken und Zecken schützen sollen, helfen leider nur bedingt. Sobald Sie nach Ihrem Ausflug wieder zuhause sind, sollten Sie Ihren gesamten Körper absuchen. Hat tatsächlich eine Zecke zugebissen, entfernen Sie diese umgehend – möglichst innerhalb der ersten 12 Stunden. Die Zecke kann mit einer speziellen Zeckenzange oder Zeckenpinzette ganz tief unten gefasst und so restlos entfernt werden. Bleibt dennoch ein kleiner Teil in der Haut zurück, können Sie diesen auch mit einer sterilen Nadel entfernen. Ein Arztbesuch ist meistens nicht notwendig, beobachten sie die Einstichstelle einige Tage, ob sich eine Rötung bildet. Dann ist ein Besuch beim Arzt unerlässlich.

  • Zecken verstecken sich auf dem Waldboden sowie in halbhohen Wiesen und Sträuchern

  • Ein Zeckenbiss ist vollkommen schmerzlos und bleibt daher unbemerkt

  • Für eine Blutmahlzeit benötigt die Zecke mehrere Stunden

  • Zecken erkennen ihre Beute am Schweiß und der Körperwärme

  • Zecken können bis zu drei Wochen unter Wasser überleben

  • Eine vollgesaugte Zecke erreicht das bis zu 200-fache Gewicht einer hungrigen Zecke

  • Eine Zecke kann mit einer Blutmahlzeit mehrere Jahre überleben

Sie haben Fragen?

Ihr/e Ansprechpartner/in steht Ihnen über unten stehende Kontaktdaten für Fragen zur Verfügung.

Univ.- Prof. Dr. Markus Naumann

Univ.-Prof. Dr. Markus Naumann
Direktor und Lehrstuhlinhaber der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
 

Hinweis

Dieser Artikel erschien zu erst in der Ausgabe 1/2021 des Gesundheitsmagazins "GESUNDHEIT ganz groß". Die gesamte Ausgabe finden Sie als PDF-Datei zum nachlesen hier: Ausgabe 1/2021.