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Vergiftungsschutz: Der Felgenreiniger in der Apfelsaftflasche

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Informationen zum Tag des Vergiftungsschutzes am 20. März

Kinder stecken einfach alles in den Mund. Die roten Tabs für die Spülmaschine? Sehen so lecker aus. Der Saft in der grünen Flasche? Leuchtet so schön. Auch giftige Pilze und Beeren üben manchmal eine große Anziehungskraft auf kleine Kinder aus. Zur Wahrheit gehört leider auch: Während der Corona-Pandemie hat sich der eine oder die andere Jugendliche aus lauter Verzweiflung Medikamente in suizidaler Absicht zugeführt. Zum Glück ist niemand gestorben. Zum heutigen Tag des Vergiftungsschutzes für Kinder im Haushalt möchten wir auf die Nummer des Giftnotrufes aufmerksam machen: 089-19240. Erst Giftnotruf wählen, dann den Notarzt rufen.

Drei große Gruppen an Vergiftungsursachen hat Matthias Pütz, pflegerischer Leiter in der Kinder-Notaufnahme des Universitätsklinikums Augsburg, in den 20 Jahren seiner Berufstätigkeit ausgemacht: Putz- und Reinigungsmittel; Pilze, Beeren und Efeu sowie Medikamente. Jährlich werden an der Uniklinik zirka 60 Kinder und Jugendliche mit Vergiftungen ambulant und stationär behandelt (Vergiftungen durch Alkoholmissbrauch nicht mitgerechnet. Das waren zuletzt 56 pro Jahr.)

Auch wenn Putz- und Reinigungsmittel heute nicht mehr so aggressiv sind wie früher und oft nur einen überschäumenden Magen bei dem Kind hinterlassen, das die rote Perle aus dem Spülmaschinen-Tab gegessen hat – es gibt sie immer noch, die hochdramatischen Vergiftungsfälle, bei denen Kinder für den Rest ihres Lebens unter den Folgen zu leiden haben. So erinnert er sich gut an eine Familie in der Region, deren Vater Felgenreiniger in eine Apfelsaftflasche abgefüllt und diese im Auto liegengelassen hatte. Der fünfjährige Sohn wurde mit schwersten Verätzungen im Mundraum ins Krankenhaus eingeliefert und musste – da man bei dieser Art der Vergiftung außer Mundspülungen keinen sehr großen Handlungsspielraum hat – danach eine Zeitlang über eine Magensonde ernährt werden.

Pilze, Beeren und Efeu können, hat das Kind oder der Jugendliche eine relevante Menge davon gegessen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Kopfweh verursachen, im schlimmeren Fall zu Krampfanfällen, Lähmungserscheinungen und neurologischen Symptomen wie Schläfrigkeit führen. „Bei Zwei- bis Vierjährigen kommen Vergiftungen am häufigsten vor“, erklärt Pütz. Auch Medikamente spielen hierbei eine Rolle. Senioren, die häufig Besuch von ihren Enkelkindern bekommen, sollten immer mal wieder in ihre Pillendosen schauen, ob der Wochenvorrat noch vollständig hinterlegt ist. Wenn sich ein Dreijähriger das Herzmedikament des Opas für eine ganze Woche zuführt, kann das schnell lebensbedrohlich sein. Für den Enkel und den Opa.

Leider hatte die Kinder-Notaufnahme des der Kinderklinik Augsburg | Mutter-Kind-Zentrum Schwaben am UK Augsburg während der Corona-Pandemie auch einige Vergiftungsfälle zu verzeichnen, bei denen sich Jugendliche Medikamente in suizidaler Absicht zugeführt hatten. Pütz erinnert sich an eine 16-Jährige, die große Mengen Paracetamol eingenommen hatte. „Das kann die Leber schwer schädigen und damit tödlich sein“, sagt Pütz. Der Diplom-Pfleger setzt beim Thema Vergiftungen auf Prävention. Dazu gehören der abgesperrte Schrank mit den Putzmitteln oder die regelmäßige Kontrolle der Hausapotheke. Pütz, selbst Vater eines sechsjährigen Sohnes, rät Eltern mit kleinen Kindern auch zur Aufklärung des Nachwuchses. „Dazu gehört meines Erachtens nicht nur das Verbot, dieses oder jenes nicht zu essen“, erklärt der 45-Jährige. „Sprechen Sie ruhig mit Ihrem Kind, so dass es keine Angst sich zu offenbaren, wenn es dann doch von den verbotenen Dingen genascht hat.“

Und er rät Eltern oder Aufsichtspersonen, zuallererst den Giftnotruf in München zu wählen unter der Nummer 089-19240. „Dort sitzen Experten am anderen Ende, die Zugriff auf eine Riesen-Datenbank haben, in der zum Beispiel auch die Chargennummer des russischen Putzmittels oder der Tabletten aus der Türkei hinterlegt sind“, sagt Pütz. „Die Experten geben Tipps, ob Sie das Kind nüchtern lassen oder ihm ein Glas Wasser geben sollen und eine erste Einschätzung, ob der Fall eher harmlos ist oder nicht. Rufen Sie dann gegebenenfalls den Notarzt.“

Hinweis:

Dies ist eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Augsburg.
Den Kontakt zur Pressestelle finden Sie hier: Presse.