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Endoskopie-Experte aus Japan kommt an die III. Med. – Deutschlandweit melden sich Patienten wegen Prof. Yahagi an

In der deutschen Gastroenterologie schlug die Nachricht ein wie eine Bombe: Prof. Naohisa Yahagi kommt nach Augsburg. Klinikdirektor Prof. Helmut Messmann postete einen ent-sprechenden Beitrag in den Sozialen Medien und erhält seitdem weltweit Glückwünsche.

Von Ines Lehmann | In der deutschen Gastroenterologie schlug die Nachricht ein wie eine Bombe: Prof. Naohisa Yahagi kommt nach Augsburg. Klinikdirektor Prof. Helmut Messmann postete einen ent-sprechenden Beitrag in den Sozialen Medien und erhält seitdem weltweit Glückwünsche: „Wahnsinn, gratuliere“ oder „Wow, wie hast du das geschafft?“, heißt es da. Was bedeutet die News für Augsburg?

Die Stanford University in Kalifornien/USA, genannt „Die Farm“, ist eine der forschungs-stärksten und bekanntesten Privat-Unis der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1891 hat sie zahlreiche Nobel- und Pulitzer-Preis-Träger sowie MacArthur-Fellows hervorge-bracht. – Warum beginnt eine Geschichte über die Uniklinik Augsburg mit der Stanford University?

Weil der japanische Medizinprofessor Naohisa Yahagi, der eigentlich nach Stanford wollte, nach Augsburg kommt. Nach Stanford geht er trotzdem. Aber die vorübergehende Vakanz der Stelle in Kalifornien nutzt der Endoskopie-Spezialist für einen Zwischen-Stopp – nein, nicht wie ursprünglich geplant in London, Mailand oder Amsterdam –, sondern an der III. Medizinischen Klinik am UKA.

Yahagi, für den sich bereits jetzt Patientinnen und Patienten deutschlandweit anmelden (ei-ner kommt sogar extra aus Spanien, um von ihm operiert zu werden), übernimmt eine un-besetzte W2-Professur in Augsburg für die Dauer von sechs Monaten, bevor er nach Kalifornien weiterzieht. Warum er sich für Augsburg entschieden hat? Weil er Augsburg seit fast 20 Jahren kennen- und schätzen gelernt hat durch den Endoupdate-Kongress, bei dem er von Anfang an ein Mitglied der Faculty ist. Darüber hinaus ist er seit dieser Zeit mit dem Direktor der III. Medizinischen Klinik, Prof. Dr. Helmut Messmann, eng befreundet.  

Messmann, der national und international selbst als Koryphäe auf dem Gebiet der gastrointestinalen Tumorchirurgie gilt, also alles, was Speiseröhren-, Magen- und Darmkrebs betrifft, erklärt, was Yahagi so besonders macht: „Yahagi ist der ESD-Spezialist überhaupt. Er ist weltweit der Einzige, der Tumoren im Dünndarm mit der ESD-Methode zu beseitigen imstande ist.“ Zur Erläuterung: ESD steht für "Endoscopic submucosal dissection", auf Deutsch übersetzt  "endoskopische Submu-kosadissektion". Dabei handelt es sich um eine operative Methode, bei der Ärztinnen und Ärzte ein Endoskop, also einen flexiblen Schlauch mit einer Kamera an seinem Ende, durch den Mund oder den After einführen, um bestimmte Gewebe im Magen oder Darm zu entfernen. Dabei wird die Schicht unter der Schleimhaut, die sogenannte Submukosa, vorsichtig durchtrennt, um beispielsweise Tumore oder andere Läsionen zu beseitigen. Es ist eine äußerst schonende Technik. Der Endoskopiker kann so Tumoren im Frühstadium entfernen, ohne große Schnitte zu machen. Dadurch kann das Organ (Speisröhre, Magen, Dickdarm) erhalten und dennoch eine Heilung im Frühstadium erzielt werden.

Yahagi macht den Unterschied, der zwischen Leben und Tod entscheiden kann

„Weltweit gibt es nur wenige ESD-Spezialisten, die sich bei Tumoren in der Speiseröhre, dem Magen, Dünn- oder Zwölf-Finger-Darm an die ESD-Methode herantrauen“, sagt Messmann, der diesen Eingriff in seiner Klinik ebenfalls anwendet und von seinem Lehrer, Prof. Yahagi, schwärmt. Zum einen sei die ESD eine sehr anspruchsvolle und komplexe Technik, die eine spezielle Ausbildung, viel Erfahrung und präzises Können erfordert, um sie sicher und erfolgreich durchzuführen. 

Zum anderen sind die anatomischen Strukturen in diesen Bereichen empfindlich und die Risiken wie Blutungen oder Verletzungen hoch. Messmann selbst habe eine Patientin mit einem mehr als zehn Zentimeter großen Magentumor, die er von Yahagi operieren lassen möchte. „Er macht den Unterschied, der zwischen Leben und Tod entscheiden kann.“ 

Yahagi-Expertise steht bald auch in Augsburg zur Verfügung

Die Nachricht von der Ankunft des japanischen Mediziners, der am Krebszentrum der Keio-Universität in Tokio forscht und arbeitet, nutzten zahlreiche Patientinnen und Patienten deutschlandweit, um sich für einen Eingriff durch Yahagi anzumelden. „Das ist eine große Chance für das UKA, die internationale Expertise auf dem Gebiet der gastrointestinalen Früh-Neoplasien (übermäßiges Gewebewachstum) weiter  zu stärken“, sagt Messmann, der das Viszeralonkologische Zentrum  an der Uniklinik leitet. Schwierige Fälle mit lebensverkürzenden Diagnosen würden in der Regel jetzt schon nach Augsburg geschickt, was in Zukunft – so die Hoffnung Messmanns – noch häufiger geschehen soll. 

Yahagi wird ein halbes Jahr in Augsburg bleiben und im Januar 2026 nach Stanford wechseln. „Aber dann“, sagt Messmann, „ist ganz viel Yahagi-Expertise auch in Augsburg vorhanden.“

BU: Prof. Dr. Naohisa Yahagi. © privat