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Die erste Absolventin eines Dualen Studiums in der Klinik für Strahlentherapie

Schon früh fühlt sich Katharina Seitz zu technischen Dingen hingezogen, möchte aber auch mit Menschen zu tun haben. Nach einer Ausbildung zur Medizinisch-technischen Radiologie-Assistentin beginnt sie ein Duales Studium: Medizintechnische Wissenschaften. Noch müssen die universitären Strukturen innerhalb der Klinik für die entsprechenden Aufgabenbereiche weiter ausgebaut werden. Auch deshalb plant die 26-Jährige parallel dazu den nächsten Schritt – die Fortbildung zur Qualitätsmanagerin.

Als Katharina Seitz das Abitur in der Tasche hat, muss sie nicht lange überlegen, wie es für sie weitergehen soll. Die junge Lauingerin beginnt ein Studium der Mathematischen Biometrie, das sich vor allem mit Mathematik und Medizin beschäftigt. Doch obwohl sie die beiden Bereiche äußerst spannend findet, ist das Studium nicht das Richtige für sie. Nach einem Jahr beendet sie ihre Zeit an der Ulmer Universität und wendet sich ebenfalls in Ulm einer Ausbildung zur Medizinisch-technischen Radiologie-
Assistentin (MTRA) zu. Die Inhalte der MTRA-Ausbildung – Radiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Strahlenphysik – faszinieren Katharina Seitz. Ein kleiner Teil der Ausbildung befasst sich mit den häufigsten Tumorarten, aufgeteilt in die Körperregionen Kopf, Hals, Thorax und Becken. Katharina Seitz lernt, dass Krebs, sehr vereinfacht gesagt, von einer »falsch informierten« Zelle ausgeht, die sich mehrfach teilt. Vor allem die Möglichkeit, Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen durch Strahlung dauerhaft zu heilen, beeindruckt sie.

Nach der Ausbildung arbeitet die junge Frau zwei Jahre in der Klinik für Strahlentherapie am UKA, betreut dabei hauptsächlich Tumorpatienten und arbeitet an vier Bestrahlungsgeräten. »Für diese Arbeit braucht es sehr viel Einfühlungsvermögen«, erklärt Katharina Seitz. »Die Tumorpatienten müssen nicht nur mit einer schlimmen Diagnose klarkommen. Auch die Therapie nimmt sie körperlich und emotional teilweise sehr mit.« Manche von ihnen müssen sechs Wochen lang kommen und werden werktäglich bestrahlt. Sie macht CT-Aufnahmen, um dreidimensionale Bilder der zu behandelnden Körperregionen anzufertigen. Während des Studiums lernt sie im praktischen Teil, Risikoorgane im CT-Datensatz zu konturieren. Anschließend erfolgt eine gemeinsame Besprechung mit den Fachärzten der Klinik, wobei die Zielvolumen festgelegt werden. Medizinphysikexperten erstellen dann den Bestrahlungsplan. Eine Arbeit, die auch sehr viel technisches Verständnis erfordert? »Ja, ich würde mich schon ein wenig als Technik-affin bezeichnen«, sagt Katharina Seitz. »Aber den kaputten Toaster kann ich nicht reparieren.«

FÜR DIESE ARBEIT BRAUCHT ES SEHR VIEL EINFÜHLUNGSVERMÖGEN.
Katharina Seitz

Die Arbeit macht ihr sehr viel Spaß, auch wenn man häufig mit traurigen oder schwer zu verdauenden Situationen klarkommen muss. »Vielen Patienten können
wir aber auch helfen.« Doch Katharina Seitz will lernen, sich weiterbilden, Neues kennenlernen. »Zu lernen macht mir wahnsinnig Spaß.« Sie muss nicht lange suchen. An der Akademie für Gesundheitsberufe in Ulm-Wiblingen, an der sie ihren Beruf erlernte, gibt es die Möglichkeit für ein Duales Studium: Medizintechnische Wissenschaften. Ihre Vorgesetzte Renate Rasch, die Leitende MTRA in der Strahlenklinik, ist begeistert von dieser Idee und setzt alles in Gang, um Katharina Seitz das Duale Studium zu ermöglichen. Diese Idee wurde sofort vom Vorstandsvorsitzenden und Ärztlichen Direktor Professor Dr. Michael Beyer unterstützt.

Katharina Seitz geht an die Duale Hochschule Baden-Württemberg bei Ulm. Wieder sind die Studieninhalte genau ihr Ding. Zumal sie nur drei Semester braucht, da ihr ihre Ausbildung angerechnet wird. Mit ihr absolvieren Medizinisch- technische Assistenten und Operations-technische Assistenten das Studium. Kerninhalte sind Strahlenphysik, Betriebswirtschaft, Datenschutz, Qualitätsmanagement, Statistik, Medizinische Studien, Informationstechnik, Pathologie und Rechtsmedizin. Wenn sie für ihre Arbeit auch nicht jedes Detail aus jedem Bereich zwingend braucht – Pathologie und Rechtsmedizin sind eher für Laborassistenten wichtig – findet Katharina Seitz das Studium äußerst kurzweilig. »Nicht nur, weil es wahnsinnig interessant war, auch durch den Wechsel von drei Monaten Studium, drei Monaten Arbeiten gingen die eineinhalb Jahre sehr schnell vorbei.«

Katharina Seitz bereitet den Patienten für die Untersuchung vor.

ZU LERNEN MACHT MIR WAHNSINNIG SPASS.
Katharina Seitz

Während einer Praxisphase fertigt sie eine schriftliche Arbeit mit dem Titel »Strahlentherapie während der COVID-19-Pandemie« an. Die Arbeit ist eine Pflichtaufgabe. Katharina Seitz befasst sich dabei mit den Abläufen in einer Strahlentherapie während COVID-19 und der Umsetzung von Corona-Schutzmaßnahmen.

Der Studiengang Medizintechnische Wissenschaften ist noch relativ jung. In ihrer Abteilung in der Klinik für Strahlentherapie ist die 26-Jährige die erste Mitarbeiterin, die ein solches Studium absolviert hat. Bislang hat sie es auch nicht bereut. Ein kleiner Wermutstropfen jedoch ist, dass sich nach dem Studium ihre Arbeit als solche noch nicht gravierend verändert hat. Katharina Seitz ist zuversichtlich, dass durch die zunehmende Akademisierung, die auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens zu beobachten ist, in absehbarer Zeit geeignete Arbeitsplätze und -stellen geschaffen werden, die geeignet sind, den großen Kenntnisgewinn durch das Studium dauerhaft einzubringen. Dazu gehöre laut Renate Rasch die Einbindung in die Studienarbeit, Analyse und Dokumentation von Arbeitsabläufen und -prozessen oder etwa der Aufbau eines Qualitätsmanagements. Vor allem letzteres könnte Katharina Seitz sich vorstellen, da sie indessen eine zusätzliche Qualifikation als Qualitätsmanagerin abgeschlossen hat. Wie man sich Qualitätsmanagement in der Strahlentherapie vorstellen kann, erklärt sie so: »Es geht hauptsächlich darum, sich verschiedene Abläufe und Prozesse anzuschauen und herauszufinden, wie diese verbessert werden können. Es geht nicht darum, Innovationen zu schaffen, sondern um eine Verbesserung in kleinen Schritten.«

ES GEHT HAUPTSÄCHLICH DARUM, SICH VERSCHIEDENE ABLÄUFE UND PROZESSE ANZUSCHAUEN UND HERAUSZUFINDEN, WIE DIESE VERBESSERT WERDEN KÖNNEN. ES GEHT NICHT DARUM, INNOVATIONEN ZU SCHAFFEN, SONDERN UM EINE VERBESSERUNG IN KLEINEN SCHRITTEN.
Katharina Seitz

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Klinik für Strahlentherapie

Hinweis

Dieser Artikel erschien zu erst in der Ausgabe 3/2021 des Gesundheitsmagazins "GESUNDHEIT ganz groß". Die gesamte Ausgabe finden Sie als PDF-Datei zum nachlesen hier: Ausgabe 3/2021.