Leistenbruch bei Kindern und Jugendlichen

In der Kinderchirurgie gehören die Leistenbrüche zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern zwischen 0 und 15 Jahren. In der Regel sind sie angeboren und werden innerhalb des ersten Lebensjahres entdeckt. Jungen sind stärker betroffen als Mädchen. Auch bei Frühgeborenen ist das Risiko höher.

Doch wie entsteht eigentlich ein Leistenbruch?

Ist der Bruch angeboren, so schließt sich das Bauchfell im Leistenkanal während der embryonalen Entwicklung nicht richtig. Es entsteht eine Lücke und Ausstülpung des Bauchfells, in welche sich die Organe aus der Bauchhöhle nach außen wölben und als Beule sichtbar sind. Auch bei älteren Kindern liegt meist die angeborene Form der Leistenhernie vor, nur selten die Erwachsenenform mit einer geschwächten muskulären Wand des Leistenkanals. Um spätere Komplikationen zu vermeiden, sollten alle Brüche unbedingt operiert werden.

Wie erkenne ich einen Leistenbruch?

Haben Kinder einen Leistenbruch, bemerken dies häufig die Eltern. Beim Waschen oder Windeln wechseln, fällt ihnen die Vorwölbung im Leistenbereich auf. Eine weiche Schwellung oder eine kleine Beule, die sich in der Leistengegend direkt unter der Haut befindet. Die rechte Körperseite ist dabei häufiger betroffen als die link e und bei Jungen kann zudem der Hodensack anschwellen, bei Mädchen die äußeren Schamlippen. Wenn das Kind weint, hustet oder steht, kann es passieren, dass die betroffene Stelle dicker wird bzw. deutlicher hervortritt. Lässt sich die Beule vorsichtig zurückdrücken, besteht kein Grund zur Sorge. In den meisten Fällen verursacht der Leistenbruch keine Schmerzen. Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Sie mit Ihrem Kind jedoch zum Arzt gehen.

Kann ein Leistenbruch gefährlich sein?

Gefährlich kann der Leistenbruch werden, wenn ein Stück des Darms oder Bauchgewebes eingeklemmt werden. Ihr Kind hat dann starke Schmerzen, ist sehr unruhig und weint viel. Weitere Symptome einer Einklemmung sind zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen. Auch Hoden oder Eierstöcke sind dabei gefährdet. Gelingt es dem Kinderchirurgen in der Klinik nicht, den Bruch zurückzuschieben, so muss sofort operiert werden. Denn ein eingeklemmter Bruch kann lebensbedrohlich sein. Deshalb ist es wichtig, schnell ins Krankenhaus zu fahren oder einen Rettungswagen zu rufen (112).

Wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt?

Ein Leistenbruch bildet sich von selbst nicht mehr zurück. Ganz im Gegenteil: Er k ann sich sogar vergrößern und zu starken Beschwerden führen. Deshalb müssen Leistenbrüche insbesondere bei Kindern und Jugendlichen immer operiert werden. Ob die Operation sofort durchgeführt werden muss oder ob noch zugewartet werden kann, hängt vom Alter des Kindes und von der Schwere des Leistenbruchs ab. Grundsätzlich gilt: Je kleiner das Kind, desto schwieriger ist die Operation. In der Regel ist sie ambulant durchführbar und Sie dürfen Ihr Kind am gleichen Tag wieder mit nach Hause nehmen.

 

Autor | Quelle: Dieser Text ist Teil einer Gesundheitskolumne, die in dem Familienmagazin LiesLotte in der Oktober-Ausgabe 2020 erschien.