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Von Herzen - INCREASE verbessert operative Verfahren in der Herzchirurgie

Mit 100.000 Schlägen am Tag pumpt das Herz Blut durch unseren Körper. Wenn dieser Motor erkrankt, sind die Fachärzte aus der Herzchirurgie die richtigen Ansprechpartner. Dabei ist die Minimal-Invasive Herzklappenchirurgie, eine Operation, die bei einer isolierten Herzklappen-Erkrankung durchgeführt wird, eine der häufigsten: Rund ein Drittel aller Eingriffe fallen darunter.

Seit Anfang 2021 ist Prof. Dr. med. Evaldas Girdauskas, 43 Jahre jung, der neue Klinikdirektor der Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Augsburg. Die letzten 15 Jahre hat er sich intensiv mit der minimal-invasiven Herzklappenchirurgie beschäftigt und gilt als internationaler Experte auf diesem Gebiet. Mit increase verfolgt er ein Projekt, das ihm am Herzen liegt. »Wenn man von außen auf die ganzen Prozesse rund um die Operationen an Herzklappen schaut, dann wirkt das sehr starr und wenig patientenorientiert.« increase setzt genau dort an. Dr. Girdauskas und sein Team aus Augsburg und Hamburg sind der Ansicht, dass die Maßnahmen vor, während und nach einer Herzklappen-Operation entschieden verbessert, die Versorgungsqualität gesteigert und die Rehabilitation der Patienten beschleunigt werden kann.

Warum besteht Handlungsbedarf?

Bisher sieht der klassische Ablauf bei Herzklappen-OPs folgendes vor: Vom zuweisenden Arzt wird der Patient im Krankenhaus angemeldet. Die Patientenaufnahme erfolgt am Vortag der OP, dann werden die notwendigen Untersuchungen ergänzt. Am nächsten Tag ist gleich die Operation, danach wird der Patient auf die Intensivstation gebracht. Nach ein paar Tagen wird der Patient auf die normale Station verlegt. Insgesamt bleibt er zehn bis zwölf Tage im Krankenhaus, so der bundesweite Durchschnitt. Der Patient selbst hat beim Prozess wenig Gestaltungs- und Teilhabemöglichkeiten. »Er lässt das Ganze eher über sich ergehen«, nickt Dr. Girdauskas. Besonders problematisch: Es fehlt eine Phase der gezielten Vorbereitung. Bei der aktuell üblichen Routine-Behandlung dauert zudem die Immobilisation – also Bettlägerigkeit – zu lang. Das wiederum bedeutet Schwäche, Schmerzen und Stimmungsschwankungen.

Wo setzt increase an?

»Es geht um eine moderne Form interdisziplinärer Zusammenarbeit«, so fasst es Dr. Girdauskas zusammen. Konkret bedeutet das folgenden neuen Ablauf: Bereits drei Wochen vor der OP erfolgt ein Gespräch zwischen Patient, Familie und dem gesamten medizinischen Team – vom operierenden Arzt über die Pflegekräfte und Psychologen hin zur Physiotherapie. Außerdem werden dem Patienten vorbereitend eine bestimmte Ernährung und Physioübungen verordnet. Ein Mentor (sog. eras Nurse) steht während des ganzen Prozesses in engem Kontakt zu Patient und Familie. Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv, also mit möglichst kleinen Zugängen. Das ist entscheidend für ein frühes Ende der Narkose. So kann der Patient bei Eingriffsende geweckt und anschließend direkt auf die Überwachungsstation gebracht werden. Wichtig für eine schnelle Genesung ist die Frühmobilisierung, also die möglichst schnelle Eigenständigkeit des Patienten. Dafür bekommt er bereits nach drei Stunden die erste langsame Physiobehandlung. Mithilfe einer interdisziplinären Visite aus Physiotherapie und Schmerztherapie, kann die volle Mobilität bis zum dritten Tag hergestellt werden. So verbringt der Patient insgesamt nur noch vier bis fünf Tage im Krankenhaus. 

Sieben Zuweiser-Kliniken und acht projektbezogene Rehakliniken arbeiten in diesem Projekt eng zusammen, viele Fachdisziplinen aus unterschiedlichen Städten. Was nach mehr Aufwand klingt, bedeutet tatsächlich nur geringe personelle Mehrkosten. Lediglich die Physiotherapie muss aufgestockt werden, alle anderen personellen Ressourcen sind vorhanden. Der Erfolg der increase-Pilotphase am Universitätsklinikum in Hamburg in den Jahren 2019 bis 2021 gibt Prof. Girdauskas Vorhaben Recht. Das bisherige Fazit? »Absolut machbar.« Der Krankenhausaufenthalt ist kürzer, die Genesung schneller, die Patientensicherheit gewährleistet. Die enge Zusammenarbeit der Disziplinen macht Spaß und motiviert. »Es ist ein Bündel aus allem, den vielen Mosaiksteinen, die dazu führen, dass increase funktioniert.«

Was in anderen Fachdisziplinen wie der Orthopädie bereits länger gemacht wird, hat nach Abschluss dieser Studie auch für die Herzchirurgie eine realistische Chance. Was als Idee auf einem Trip nach Sao Paolo im Jahr 2018 anfing, ist nun in eine breit angelegte Studie übergegangen, die nach ihrer Auswertung im Juli 2024 sogar in einem allgemeinen Leitfaden, einer neuen Anleitung für die klinische Praxis enden soll. Aktuell ist das Team von increase noch auf der Suche nach Studienteilnehmern: »Im Studienbüro klingelt es ständig. Das Interesse und die Nachfrage sind groß.«

Studienteilnehmer gesucht!

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Telefon: 0821 400-259
E-Mail: increase@uk-augsburg.de

Hinweis:

Dieser Beitrag ist erstmalig im Magazin »GESUNDHEIT ganz groß« - in der Ausgabe 1/2022 - erschienen. Sie möchten durch unsere Ausgaben blättern? Besuchen Sie das Gesundheitsmagazin im Internet in dem Sie auf » Mehr erfahren klicken.

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