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Gudrun Loos Schmerzlotsin im Bayerischen Kinderschmerzzentrum

Immer Schmerzen – wie chronischer Schmerz entsteht

Schmerzen. Sie schmerzen, sie nerven, sie können wütend machen, traurig und hilflos. Besonders wenn sie sich als chronische Schmerzen quasi verselbstständigen. Und du: Opfer deines Schmerzes? Das ist kein guter Zustand. Der erste Schritt, wenn man etwas verändern will, ist Verstehen.  

Schmerzen. Die allermeisten von uns würden wohl gerne darauf verzichten. Wer genießt schon Zahn-, Bauch-, Rücken- oder Kopfschmerzen? Und doch: Bei näherer Betrachtung wird schnell klar, dass der Schmerz auch eine hilfreiche, eine wichtige Funktion hat. Er ist unser körpereigenes automatisches Alarmsystem. Er signalisiert, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt.

Alarm am Schmerztor

Am Anfang steht üblicherweise ein starker Reiz, wie etwa bei einer Verletzung oder Entzündung oder auch bei Hitze oder großer Kälte. Auf diesen Reiz reagieren spezialisierte Schmerzrezeptoren, die als weit verzweigtes „Meldesystem“ in allen schmerzempfindlichen Gewebearten unseres Körpers vorkommen. Diese Rezeptoren senden die Schmerzsignale über das Rückenmark in den Thalamus, das „Schmerztor“, das sich im Zwischenhirn befindet. Dort werden sie bewertet und an die Großhirnrinde weitergeleitet, wenn sie wichtig genug sind: Jetzt wird der Schmerz bewusst. Wie intensiv wir Schmerz empfinden, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab und ist individuell verschieden. Wenn der Schmerz nicht als bedrohlich bewertet wird, schließt das Schmerztor, und wir wenden unsere Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen zu.

Am besten links liegen lassen

Vielleicht hast du es bei dir selbst oder bei anderen schon einmal beobachtet, dass die Aufmerksamkeit, die ein Schmerz bekommt, eine Rolle dabei spielt, wie stark wir ihn erleben. Eine Beule oder ein blauer Fleck auf dem Spielplatz sind schnell vergessen, wenn es wieder auf die Rutsche geht. Ablenkung scheint etwas zu bewirken, nicht nur bei kleinen Kindern.

Fake News aus dem Meldesystem

Akuter Schmerz ist meist auf den Ort der Schädigung begrenzt und klingt in der Regel ab, wenn die auslösende Ursache ausheilt. Werden die Schmerzen jedoch nicht oder nicht ausreichend behandelt, kann die andauernde Reizung dazu führen, dass die Schmerzrezeptoren immer empfindlicher reagieren. Der Körper entwickelt ein „Schmerzgedächtnis“: Das Gehirn hat sich den Schmerz gemerkt wie eine Sprache, darum wirken Schmerzmedikamente häufig nicht mehr. Ausruhen und Schonen sind deshalb auch oft nicht mehr das Richtige. 

Checkliste: Wann ist ein Gespräch mit dem Kinderschmerzzentrum ratsam
  • Treten Schmerzen sehr oft und/oder sehr stark auf? 
  • Kannst Du deshalb dem Unterricht nicht mehr folgen oder fehlst häufiger in der Schule? 

  • Benötigst Du viele Medikamente? 

  • Bist Du gereizt, lustlos und unmotiviert? 

  • Gibt es weniger Kontakt zu Deinen Freunden? 

  • Machen Dir Sport und Hobbys keinen Spaß mehr? 

  • Machen sich auch deine Eltern viele Sorgen? 

Der Teufelskreis der Schmerzen

Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung. Für junge Menschen ist sie besonders schwerwiegend. Immer wiederkehrende Schmerzen führen zu sogenannten schwarzen Gedanken: „Nicht schon wieder!“, „Wieso ich?“, „Geht er jemals weg?“, „Was soll ich machen?“. Die Betroffenen probieren immer mehr aus, was helfen könnte. Je häufiger sie scheitern, desto mehr bleiben die schwarzen Gedanken. Durch Angst, Wut und Hilflosigkeit werden Stresshormone ausgeschüttet, dadurch steigt auch die körperliche Anspannung. Erhöhte körperliche Anspannung führt dazu, dass der Schmerz wiederum stärker wird. Er bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und rückt in den Mittelpunkt des Denkens und Verhaltens. Diese wirklich hundsgemeine Verkettung nennt man auch den Teufelskreis der Schmerzen.

Niemand kann dir versprechen, dass die Schmerzen aufhören. Aber es gibt Mittel und Wege, den Teufelskreis der Schmerzen zu durchbrechen und den Schmerz in den Griff zu bekommen. Dabei werden wir dir von der Station „Gipfelstürmer“ helfen. Nimm gerne Kontakt mit uns auf!

Deine Eltern finden weitere Informationen im Bereich für Eltern und Familien.