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Gudrun Loos Schmerzlotsin im Bayerischen Kinderschmerzzentrum

Chronischer Schmerz bei Kindern

Chronische Schmerzen im Kindes- und Jugendalter stellen ein zunehmendes Problem dar. In Deutschland leiden etwa 350.000 Kinder und Jugendliche an starken, einschränkenden, rezidivierenden Schmerzen, die so ausgeprägt sind, dass eine stationäre Behandlung angezeigt ist. In der Altersklasse von 13 bis 17 Jahren ist jeder vierte Mensch betroffen. Jüngere Kinder klagen eher über Bauch-, ältere über Kopf-, Rücken- oder Gliederschmerzen.

In der Regel liegen keine organischen Erkrankungen vor, sondern ein erlerntes Verhalten: Werden Neuronen über einen längeren Zeitraum immer wieder Schmerzimpulsen ausgesetzt, bilden sie vermehrt Nozizeptoren, die bereits bei schwachen Reizen oder sogar bei ausbleibendem Reiz Schmerzsignale an das Gehirn senden können. Der Schmerz brennt sich quasi ein, es entsteht das Schmerzgedächtnis. Der Schmerz ist nicht mehr Symptom für ein Problem, er ist selbst zum Problem geworden.

Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung. Für Kinder und Jugendliche ist sie besonders schwerwiegend. Immer wiederkehrende Schmerzen lassen Gefühle der Trauer, Angst, Wut und Hilflosigkeit entstehen. Stresshormone werden ausgeschüttet, die Anspannung steigt. Das wiederum führt dazu, dass der Schmerz verstärkt wahrgenommen wird. Er rückt in den Mittelpunkt des Denkens und Verhaltens. Häufige Folgen sind sozialer Rückzug und Entfremdung, wodurch das psychopathologische Krankheitsbild weiter vertieft wird – mit weitreichenden Folgen für die Patienten, für ihre Familien und ihr gesamtes soziales Umfeld.

Hinzu kommt, dass viele chronisch schmerzkranke Patienten eine leidvolle Laufbahn mit erfolglosen Behandlungsversuchen absolvieren. Insbesondere für Kinder sind die daraus entstehenden Enttäuschungen und Frustrationen, nicht zuletzt auch Zweifel und Unverständnis in ihrer Umgebung, schwer zu verarbeiten.

Die Versorgungssituation in Deutschland ist noch immer mangelhaft. Bisher gibt es nur fünf Zentren, die sich auf die Behandlung schmerzkranker Kinder und Jugendlicher spezialisiert haben. Fachleute halten die Errichtung von mehr Kinderschmerzzentren für unabdingbar. Je länger junge Patienten auf eine effektive Behandlung warten müssen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in ihrer Entwicklung nachhaltig gestört und eingeschränkt werden.

In Augsburg leistet das Bayerische Kinderschmerzzentrum mit ambulanter Kinderschmerzsprechstunde und stationärer multimodaler Schmerztherapie Pionierarbeit. Rosemarie Ahnert, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie, baute mit Prof. Dr. Dr. Michael Frühwald, Chefarzt der I. Klinik für Kinder und Jugendliche in der Kinderklinik Augsburg | Mutter-Kind-Zentrum Schwaben, und einem Team das Zentrum auf, das 2015 eröffnet wurde. Sie mahnt: „Schmerzen wurden und werden immer noch unzureichend behandelt. Das Bewusstsein für dieses Krankheitsbild muss sich unbedingt schärfen.“ Leitlinien wie bei vielen anderen Erkrankungen gibt es in der Kinderschmerztherapie noch nicht. „Ein wichtiges Ziel ist, dass die Kinder und Jugendlichen möglichst ohne Medikamente auskommen. Mit ganz unterschiedlichen Bewältigungstechniken lernen sie, das eingeschleifte Schmerzgedächtnis zu kontrollieren“, so die Ärztin.

Auf der Station „Gipfelstürmer“ werden Kinder und Jugendliche ermutigt, selbstständig und aktiv mit dem Schmerz umzugehen, um wieder an einem möglichst normalen Alltag teilnehmen zu können.

Auf der Seite Kontakt finden Sie weitere Informationen zur Aufnahme. Für Fragen steht unsere Schmerzlotsin jederzeit gerne zur Verfügung!