Tumoroperationen – zentraler Bestandteil der multimodalen Therapie von Krebserkrankungen

Heutzutage stehen zur Behandlung von Krebserkrankungen verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung, die gegebenenfalls kombiniert werden, um ein möglichst optimales Ergebnis zu erreichen. Vor der Entwicklung von Therapieoptionen wie Chemo-, Immun- oder Strahlentherapie stellte jedoch die chirurgische Entfernung von bösartigen Geschwülsten die einzige Behandlungsmöglichkeit bei Krebserkrankungen dar, unabhängig davon, in welchem Organ sie ihren Ursprung genommen hatten. Wann die ersten Tumoroperationen durchgeführt wurden, ist dabei zeitlich nicht eindeutig belegt. Erfolgreiche Operationen bei Tumoren der weiblichen Brust sind beispielsweise bereits im frühen 18. Jahrhundert dokumentiert. Weitere bedeutende Meilensteine im Bereich der Tumoroperationen reichen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück.

Operative Entfernung von Tumoren – beständige Fortschritte

Mit der Weiterentwicklung der Chirurgie in den vergangenen fünf Jahrzehnten veränderten sich auch die operativen Therapiekonzepte bei Tumoren. Auf Grundlage der Erkenntnis, dass solide bösartige Tumoren über die Lymphbahnen in benachbarte Lymphknoten und über die Blutbahn häufig in Leber und Lunge streuen, wird nicht mehr nur der Primärtumor (beispielsweise beim Dickdarm- oder Magenkarzinom) entnommen, sondern auch das dazugehörige Lymphabstromgebiet. So können das Ausmaß der bösartigen Erkrankung, die individuelle Prognose und die Notwendigkeit zusätzlicher Therapieverfahren besser eingeschätzt werden. Zudem werden Tumorherde, die sich häufig noch unerkannt in den Lymphknoten (Lymphknotenmetastasen) gebildet haben, entfernt.

Weitere Fortschritte im Bereich der chirurgisch-technischen Möglichkeiten, bösartige Tumoren operativ zu entfernen, haben dazu geführt, dass Tumoren der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Speiseröhre oder des Enddarms, die noch vor 20 Jahren als inoperabel galten, heute oftmals erfolgreich operiert werden können. Dabei kommt zunehmend auch die sogenannte Schlüssellochchirurgie (minimal-invasive Operationsverfahren) zum Einsatz. Teilweise wird dabei auch unterstützend ein Operationsroboter eingesetzt, der vom Chirurgen bedient wird. In diesen minimal-invasiven Operationen wird ein Tumor über kleine Schnitte an der Körperoberfläche höchst präzise entfernt. Diese Verfahren sind mittlerweile in der operativen Therapie verschiedener solider Tumoren genauso sicher wie die konventionelle offene Operation. Durch die kleineren Schnitte verkürzt sich jedoch nachweislich die Erholungsphase nach der Operation, zudem werden große, sichtbare Narben vermieden.

Tumoroperationen als Teil der modernen multimodalen Behandlung von Krebserkrankungen

Mittlerweile ist die chirurgische Entfernung eines soliden Tumors oder von Tumormetastasen nahezu immer in ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept eingebettet. Tumorerkrankungen werden in der Regel nicht mehr nur allein durch operative Entfernung des Tumors behandelt, sondern um weitere Verfahren wie strahlen- und/oder chemotherapeutische Maßnahmen vor oder nach der Tumoroperation ergänzt. Dadurch wird sowohl das Tumorrückfallrisiko am Ort der Tumorentstehung gesenkt als auch die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung von weiteren Tumorherden an anderen Stellen (Fernmetastasen) verringert. In manchen Fällen kann eine Operation erst durchgeführt werden, nachdem der Tumor durch eine Strahlen-, Chemo- oder eine kombinierte Therapie verkleinert wurde.

Während früher angenommen wurde, dass allein die radikale operative Entfernung von Tumoren gute Heilungschancen bietet, weiß man heute, dass durch eine multimodale Krebsbehandlung oftmals ausgedehnte chirurgische Eingriffe vermieden werden können. Besonders deutlich wird dieser Wandel in der Behandlung von Brustkrebs: Obwohl bei Operationen der weiblichen Brust mittlerweile erheblich weniger Gewebe entfernt wird und die Brust der Patientinnen somit häufig erhalten werden kann, wurden hinsichtlich des Erfolgs der Behandlung und vor allem auch der Lebensqualität der Betroffenen deutliche Verbesserungen erreicht.

Insgesamt stellt die operative Therapie solider Tumoren eine tragende Säule in der erfolgreichen Behandlung von Krebspatienten dar. Dennoch könnten Prophylaxe- und Früherkennungsmaßnahmen sowie die rasanten Entwicklungen in der medikamentösen Behandlung von Krebserkrankungen in naher Zukunft dazu beitragen, dass immer häufiger auf große Tumoroperationen verzichtet werden kann.

Tumoroperationen am Comprehensive Cancer Center Augsburg (CCCA)

Am CCCA werden bei bösartigen Tumoren alle gängigen Operationsmethoden angeboten. Dies gilt beispielsweise bei Tumoren des oberen und unteren Verdauungstrakts, der Leber und der Bauchspeicheldrüse. Wenn möglich, werden dabei die schonenden Operationsverfahren der Schlüssellochchirurgie angewendet.

Bei der Planung der Krebstherapie besprechen und entscheiden alle an der Tumorbehandlung beteiligten Fachrichtungen im Rahmen des sogenannten Tumorboards gemeinsam, wann und in welcher Form Operationen zum Einsatz kommen. So wird für jeden einzelnen Tumorpatienten ein maßgeschneidertes Therapiekonzept unter Berücksichtigung der jeweiligen Erkrankung und aller Behandlungsmöglichkeiten sichergestellt.